Freitag, 27. September 2013

Die lange Reise der gestohlenen Autos

Über 18.000 Fahrzeuge wurden 2012 in Deutschland gestohlen. Wo sind sie hin? Und wer sind die Ganoven? Das illegale Geschäft der Kfz-Kriminalität boomt. Das Bundeskriminalamt spricht von einem „anhaltend hohen Bedarf“ an Autos nicht nur in Osteuropa. Und: Eine grundlegende Änderung der Kriminalität sei nicht zu erwarten.


Die gute Nachricht zuerst: Vergangenes Jahr sind weniger Autos gestohlen worden. Die Zahl der entwendeten Fahrzeuge ist 2012 um über 8 Prozent auf insgesamt 18.063 Autos zurückgegangen. Diese Zahlen gab der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) vor einigen Tagen bekannt. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich demnach die Zahl der gestohlenen Autos fast halbiert. Die andere Seite der Medaille offenbart jedoch, dass die Anzahl der auf Dauer entwendeten Autos nach wie vor sehr hoch bleibt.

Das Bundeskriminalamt (BKA) drückt die Lage unmissverständlich aus. „Eine grundlegende Änderung der Kriminalitätslage ist nicht zu erwarten“, teilt die Behörde aus Wiesbaden mit. Diese Einschätzung untermauert die Sicherheitsbehörde mit zwei Argumenten. Zum einen seien die Täter weiterhin mit den technischen Möglichkeiten zur Überwindung moderner Wegfahrsperren vertraut. Zweitens hätten die nach wie vor guten Absatzmöglichkeiten für entwendete Fahrzeuge Bestand.
 

International organisierte Kfz-Kriminalität

Doch wer sind die Täter? Und wohin geht die Reise der Autos? Die Brennpunkte der Kriminalität liegen dem BKA zufolge in den Grenzregionen Brandenburgs und Sachsens sowie in den Großräumen Berlin und Hamburg. Dabei werde seit Jahren die Kfz-Kriminalität von osteuropäischen Tätergruppierungen dominiert. In der international organisierten Kriminalität seien vornehmlich litauisch und polnisch dominierte Gruppen anzutreffen. Das BKA misst diesen Tätern eine „besondere Bedeutung“ in der internationalen Kfz-Kriminalität zu.

„Die osteuropäischen Staaten sind sowohl wichtige Absatzmärkte als auch Transitstaaten im internationalen illegalen Kraftfahrzeughandel“, erklärt BKA-Präsident Jörg Ziercke. Der BKA-Präsident spricht von einem „anhaltend hohen Bedarf“ an Autos und Autoteilen in Südost- und Osteuropa. Die internationale Auto-Verschiebung wird laut Ziercke inzwischen durch eine ebenfalls anhaltend hohe Nachfrage sogar im Nahen und Mittleren Osten geprägt.

Das BKA gewährt einen kleinen Einblick in den Markt der Kfz-Kriminalität, wenn es sich nun zu Details einer europaweiten Fahndungsaktion äußert. Diese fand in der Zeit vom 10.-13. September statt. In 25 EU-Staaten und in der Schweiz wurde verstärkt mit Großkontrollen nach gestohlenen Autos gefahndet. Organisiert wurde diese konzertierte Aktion unter der litauischen EU-Ratspräsidentschaft. Wie das BKA weiter mitteilt, beteiligten sich innerhalb Deutschlands elf Bundesländer sowie die Bundespolizei an der Fahndung.
 
Rauschgift, Waffen und gefälschte Dokumente

Alle beteiligten Länder hätten als zentrale Anlaufstelle einen sogenannten „National Contact Point“ eingerichtet. Das BKA nahm diese Rolle für Deutschland wahr. Dabei unterstützte das BKA bei der Klärung und Identifizierung von Personen, Fahrzeugen und Dokumenten. Auch Europol, die europäische Polizeibehörde mit Sitz in Den Haag, war in der Fahndungsaktion beteiligt, so das BKA. So sei jedes Land mit einem „Verbindungsbeamten“ bei Europol vertreten gewesen.

In Deutschland haben die Polizisten mehrere tausend Fahrzeuge und Personen kontrolliert. Hierbei seien 16 gestohlene Fahrzeuge im Wert von insgesamt ca. 250.000 Euro gefunden worden. Zudem erfolgten Festnahmen von Personen sowie Sicherstellungen von Rauschgift, Waffen und gefälschten Dokumenten. Das BKA habe außerdem ausländische Behörden bei der Überprüfung von 150 Personenkraftwagen unterstützen können. mehr...