Mittwoch, 9. Oktober 2013

Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit bei der Altersvorsorge wächst

Für viele Menschen klingt die Wahrheit bitter, auch wenn sie sie schon lange kennen: Ohne private Vorsorge wird der gewohnte Lebensstandard im Alter nicht zu halten sein. Doch was unternehmen die Deutschen für ihre private Vorsorge? Eine aktuelle Studie zeigt die Einstellung der Menschen zur Altersvorsorge.


Eine der ernüchternden Antworten: Die Bereitschaft der Menschen, und vor allem jungen Menschen, zum Ausbau ihrer privaten Vorsorge war seit 2003, dem Beginn der Untersuchung, noch nie derart so gering wie heute. Gleichzeitig sahen in diesem Jahrzehnt noch nie so viele Berufstätige ihr Engagement zur Altersvorsorge als ausreichend an. 


Das sind zwei Ergebnisse der Studie "Altersvorsorge in Deutschland 2012/2013", die die Postbank vorgestellt hat. Bundesweit hat das Institut für Demoskopie Allensbach repräsentativ 1.642 Menschen in persönlichen Gesprächen zu ihrer Einstellung und das konkrete Handeln zur Entwicklung der Altersvorsorge befragt.

Immer weniger üben Verzicht  

Demnach wollen 42% der Berufstätigen ihre private Altersvorsorge nicht weiter verstärken. 2003 lag der Wert noch bei 30 Prozent. Der Studie zufolge fällt die Zahl damit auf einen Negativ-Rekordwert in der zehnjährigen Studienreihe. Auffallend hoch ist die Anzahl der Verweigerer bei den jungen Berufstätigen von 16 bis 29 Jahren. Hier habe sich die Zahl seit 2006 sogar mehr als verdoppelt. 44 Prozent der Berufstätigen glauben, sich für das Alter bereits ausreichend abzusichern. Auch dies sei ein Rekordwert seit der zehnjährigen Messung.

Zum Vergleich: Im Vorjahr (2011) waren es erst 38 Prozent. Die gefühlt gute Wirtschaftssituation wirke offenbar doppelt: Nämlich mehr Optimismus auf der einen Seite und weniger Pessimismus auf der anderen Seite. Aber: 2010 war noch mehr als jeder fünfte Berufstätige, der seine Altersvorsorge für nicht ausreichend hielt, bereit, sich für eine sichere Altersvorsorge bei den heutigen Ausgaben einzuschränken. Heute sind dies über ein Drittel weniger - gerade noch 14 Prozent. 


 

















Tiefer Graben zwischen Wissen und Handeln 

Ein mangelndes Bewusstsein zur Vorsorge kann man den Befragten allerdings nicht vorwerfen. Gefragt danach, wie viel Geld man in seiner aktuellen Einkommenssituation für die private Altersvorsorge ausgeben müsste, sei dieser Wert seit der ersten Messung im Jahr 2005 stetig angestiegen – von 226 Euro auf 269 Euro. Freilich sieht die Realität anders aus: 185 Euro beträgt der Studie zufolge die Summe der Berufstätigen, die privat vorsorgen. 

Dies sei der niedrigste Stand seit der ersten Messung 2005. Damals seien im Schnitt noch 204 Euro für die Altersvorsorge beiseite gelegt worden. Fast jeder dritte Berufstätige (30%), der die Altersvorsorge künftig noch ausbauen will, plant den Bau oder Kauf eines Eigenheims. Das ist gut ein Viertel mehr als vor zehn Jahren. Und 14% wollen in vermietete Immobilien investieren. Das sind doppelt so viele wie noch im Vorjahr. 

Angst vor der Wirtschaftskrise 



 

















Die Furcht vor der Verschuldungs- und Eurokrise spielt dabei quer durch alle Einkommensschichten eine maßgebliche Rolle. Aktuell bewerten die Berufstätigen ein eigenes Haus auch als die mit Abstand sicherste Form der Altersvorsorge - deutlich etwa vor der staatlichen Rente. Eine weitere Säule, auf der die Hoffnungen von immer mehr Deutschen bei ihrer Altersvorsorge ruhen: Erbschaften. Nie zuvor sähen so viele der heute Berufstätigen darin eine ideale Form der Alterssicherung.

Mehr als jeder vierte Berufstätige (29 Prozent) gibt inzwischen an, dass eine bereits erhaltene oder zukünftig anstehende Erbschaft eine wichtige Rolle bei der Altersvorsorge spielt. Auch wurden Erbschaften noch nie zuvor in der zehnjährigen Studienreihe der Postbank von den Deutschen so hoch als „ideale Form der Altersvorsorge" eingestuft: Die Nennung springt von 19 Prozent (2003) auf den jetzigen Rekordwert von 25 Prozent. 


 

















Riester-Rente verliert an Beliebtheit 

Seit der ersten Befragung im Jahr 2009 hielten noch nie so wenige Berufstätige eine private Riester-Rente für eine besonders sichere Altersvorsorgeform wie heute. Nur jeder sechste (16 Prozent) Befragte sagt dies aktuell noch. 2009 waren es immerhin noch 23 Prozent – und damit fast die Hälfte mehr. In der Wertschätzung als „ideale Form der Alterssicherung" ist die private Riester-Rente im vergangenen Jahr gerade bei jüngeren Berufstätigen unter 30 förmlich abgestürzt. 

Bei diesen büßt sie glatt ein Drittel an Ansehen allein gegenüber 2011 ein. Nicht einmal jeder Vierte von ihnen nennt sie jetzt noch als ideale Altersvorsorgeform. Dieses Schicksal teilt die Riester-Rente allerdings mit vielen anderen Finanzanlagen. So wird insbesondere die Rente aus einer Lebensversicherung heute von nur zwölf Prozent der Berufstätigen als „besonders sicher" gesehen. (ucy)