Mittwoch, 30. Oktober 2013

Vergleichsportale mischen Markt für Kfz-Versicherungen auf

Nach einer Studie des Beratungsunternehmens PwC wird die Bedeutung von Vergleichsportalen im Internet weiter deutlich zunehmen. Die Untersuchung zeigt, wie die Anbieter den deutschen Markt verändern. 


Online-Vergleichsportale für Kfz-Versicherungen, sogenannte Aggregatoren, werden den deutschen Assekuranz-Markt dauerhaft und spürbar verändern. Davon jedenfalls sind die Anbieter von Kfz-Versicherungen überzeugt. 

In einer Umfrage der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft PwC haben ausnahmslos alle befragten Anbieter zu Protokoll gegeben, dass die Bedeutung von Online-Vergleichsportalen zunehmen wird. Ganze 92 Prozent der Befragten gaben an, diese Anbieter würden den deutschen Markt verändern. Nur acht Prozent halten sie für ein „vorrübergehendes Phänomen“.

Für die Studie hat PwC von Juli bis September 2013 Kfz-Versicherer nach ihrer Einschätzung zu den Aggregatoren befragt. Mit etwa 55 Prozent beteiligte sich der überwiegende Teil des deutschen Kfz-Versicherungsmarktes an der Umfrage.
 
Hauptimpuls für Versicherungswechsel

„Aggregatoren sind mittlerweile der Hauptimpulsgeber für einen Wechsel des Kfz-Versicherers. Die Konsumenten schließen immer mehr Geschäfte über das Internet ab, das gilt auch für Versicherungen“, sagt Hendrik C. Jahn, Leiter der Versicherungsberatung von PwC. Die größten Anbieter sind Check24 und Transparo

Hinzu kommen aber schon bald neue Spieler: So will der Suchmaschinenkonzern Google ab 2014 im deutschen Markt angreifen. Nach Einschätzung von PwC werden die Vergleichsportale im Jahr 2013 fast 1,5 Millionen Verträge abwickeln. 2010 waren es nur knapp über 600.000 Verträge.

Aus Sicht des Verbraucher jedenfalls sind die Internet-Helfer nicht mehr wegzudenken: Dank der Portale können Kunden bei einem Wechsel ihrer Kfz-Versicherung immerhin oft hunderte Euro sparen, wenn sie vom teuersten zum günstigsten Versicherer wechseln. 
Dies hat jedoch den Druck auf die Versicherer weiter erhöht, die im Kfz-Geschäft schon seit Jahren Verluste machen. Hohe Schaden-Kosten-Quoten sind die Regel.

Gebühren für Neukunden unterschiedlich

Die große Mehrheit der Versicherungsunternehmen (89 Prozent), so die Erkenntnis der Studie, will ihr Engagement bei den Aggregatoren trotzdem weiter ausbauen. Das ist umso überraschender, als die Hälfte der Versicherer dieses Geschäft mit Blick auf die Schadensituation als schlechter einschätzt, als das über andere Vertriebswege generierte Geschäft. 

Wie die Umfrage weiter ergeben hat, müssen die Versicherungsunternehmen zudem höchst unterschiedliche Gebühren für einen Neukunden bezahlen: So liegt der gewichtete Durchschnitt zwar bei 77 Euro für jeden über Aggregatoren gewonnenen Kraftfahrt-Neukunden. Die Spannbreite reicht jedoch von unter 50 Euro bis zu 100 Euro.
 

Briten weit vorne

Auch ein Blick ins Ausland zeigt, dass der Aggregatoren-Markt weiterhin stark in Bewegung bleiben wird. Laut PwC ist etwa der britische Markt mit Abstand am weitesten vorangeschritten und erlaubt vorsichtige Rückschlüsse für die Entwicklung in Deutschland: So werden in Großbritannien 35 Prozent des Direktgeschäftes über Vergleichsplattformen abgeschlossen. In Deutschland sind es bislang nur sechs Prozent.

Anders als die deutschen sind die britischen Anbieter zudem sehr profitabel, so die Studie. Diese erzielen im Durchschnitt Margen von 20 Prozent und machen zusammen genommen einen jährlichen Umsatz von circa 473 Millionen Euro. „Es ist noch offen, wann und wie die Aggregatoren in Deutschland nachhaltig profitabel werden“, sagt Jörg Wälder, Senior Executive Financial Services bei PwC und Co-Autor der Studie. (ucy)