Dienstag, 20. Mai 2014

Vermögen: Jeder Vierte hat nichts

Die Vermögen in Deutschland sind weiterhin sehr ungleich verteilt. 28 Prozent der Bevölkerung haben netto nichts oder sind sogar im Minus. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie. Die Forscher halten ihre Ergebnisse vor allem mit Blick auf die Altersvorsorge für problematisch.


Die Vermögen in Deutschland sind weiterhin sehr ungleich verteilt. Eine Person, die zum reichsten Zehntel der erwachsenen Bevölkerung gehört, besitzt netto, also nach Abzug aller Schulden, mindestens 217.000 Euro. 28 Prozent der Bevölkerung haben dagegen netto nichts oder sind sogar im Minus. 

Der sogenannte Gini-Koeffizient, das bekannteste statistische Maß für Ungleichheit, verharrt auf einem im europäischen Vergleich hohen Niveau: Zusammen mit Österreich weist Deutschland die höchste Vermögensungleichheit unter den Euro-Ländern auf. 

Auch mit Blick auf die Altersvorsorge ist das bedenklich. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie von Dr. Markus M. Grabka und Christian Westermeier.

Ein Fünftel steht ohne Vermögen da

Die beiden Forscher des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) haben die neuesten Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zur Vermögenssituation der erwachsenen Bevölkerung ausgewertet. Den Berechnungen zufolge besaßen die privaten Haushalte 2012 brutto rund 7,4 Billionen Euro (ohne PKW und Hausrat). 

Abzüglich aller Verbindlichkeiten ergibt sich ein Nettovermögen von insgesamt 6,3 Billionen Euro. Pro Erwachsenem waren das im Durchschnitt 83.000 Euro.

Um zum reichsten Zehntel zu gehören, musste man 2012 mindestens 217.000 Euro sein Eigen nennen. Wer zum reichsten Prozent gehört, verfügte über ein Nettovermögen von mehr als 800.000 Euro. Gut ein Fünftel aller Erwachsenen in Deutschland hatte dagegen netto kein Vermögen, bei weiteren 7 Prozent waren die Schulden höher als das Vermögen.

Private Altersvorsorge contra Altersarmut 

Auch die Struktur der Privatvermögen haben die Wissenschaftler untersucht. Demnach besaßen im Jahr 2012 knapp 51 Prozent der Deutschen private Versicherungen oder Bausparverträge und 47 Prozent Geldvermögen. 38 Prozent verfügten über selbst genutzte Immobilien, ihr Anteil daran war durchschnittlich 141.000 Euro wert. 

Nur 4 Prozent waren dagegen im Besitz von Betriebsvermögen, das im Schnitt mit mehr als 190.000 Euro zu Buche schlug. Fast ein Drittel der Bevölkerung hatte 2012 Schulden, spürbar mehr als 2002. Insbesondere der Anteil der Personen mit Konsumentenkrediten ist deutlich gewachsen, von 12 auf 16 Prozent.

Grabka und Westermeier halten ihre Ergebnisse vor allem mit Blick auf die Altersvorsorge für problematisch. Zwar hätten immer mehr Deutsche private Versicherungen, im Schnitt seien die 2012 aber nur 19.000 Euro wert gewesen. 

Ob damit die Absicherungslücken der Gesetzlichen Rentenversicherung geschlossen werden können, bleibe fraglich – zumal auch der Anteil der Personen mit Schulden zugenommen habe. Insbesondere Ostdeutsche, warnen die Wissenschaftler, hätten drohender Altersarmut mit ihren Privatvermögen kaum etwas entgegenzusetzen. (ucy)

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