Dienstag, 2. Februar 2016

Schutzwall gegen Hacker und Trojaner


Cartoon: Württembergische Versicherung AG / Kai Felmy

Langsam, aber sicher wagt sich die Assekuranz aus der Deckung. Allein in den vergangenen Monaten haben drei Versicherer Policen gegen Cyber-Risiken auf den Markt gebracht. Wir zeigen, welche Versicherer IT-Risiken absichern, und welche Chancen Experten beim Absatz sehen.



Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Das wissen Versicherer nur zu genau. Diese Weisheit wird auch als einer der Gründe angeführt, weshalb die Anzahl der Versicherer, die Policen gegen Gefahren aus dem Internet anbieten, nur langsam steigt. 

Zwar kritisieren Unternehmen mangelnde Lösungen für den Schutz gegen Cyber-Risiken. Experten sind sich jedoch einig, dass der Markt der Cyber-Risiken in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen wird.

Datenschutz-Regeln wie die Novelle des Bundesdatenschutzgesetzes aus dem Jahre 2009 oder die EU-weite Meldepflicht von Hackerangriffen werden sicherlich die Nachfrage nach IT-Deckungen beflügeln. Mitte vergangenen Jahres hat zum Beispiel der Innenausschuss des EU-Parlaments den Weg für eine Datenschutzreform geebnet. 

Demnach müssen Unternehmen „ohne ungerechtfertigte Verzögerung“ Datenschutzpannen den Betroffenen mitteilen. Tatsächlich trauen sich immer mehr Versicherer, das komplexe Risiko der digitalen Welt abzusichern.

Neues Marktsegment, eigenständige Produktgattung


So ging beispielsweise der Versicherer Zurich im Juli 2013 mit seiner Police namens „Zurich Cyber & Data Protection“ an den Start. Wie das Unternehmen mitteilt, deckt der Schutz sowohl die finanziellen Folgen durch externe Angriffe, etwa durch Hacker, als auch das Fehlverhalten von Mitarbeitern in Bezug auf Datensicherheit, ab. 

Bisher seien diese Risiken nur in Teilen etwa über eine Vertrauensschadendeckung zu versichern gewesen. Als Zielgruppe der Police sieht Zurich Branchen, die mit großen Datenbeständen arbeiten, zum Beispiel Technologie- oder Finanzdienstleister.

Ebenfalls im Sommer 2013 stellte die Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) ihre Versicherung „Allianz Cyber Protect“ vor. Die AGCS ist die Sparte für Industrie- und Spezialversicherungen innerhalb der Allianz-Versicherungsgruppe. 

Mit Blick auf die steigenden Risiken werden sich Cyber-Versicherungen nach Ansicht von AGCS in den kommenden Jahren auch in deutschen Großunternehmen etablieren. In den USA seien sie bereits fester Bestandteil im Versicherungsportfolio von Firmen und erzielten ein Prämienvolumen von rund 990 Millionen Euro.

„In Deutschland und Europa besteht eindeutig Aufholbedarf“, sagt AGCS-Vorstandsmitglied Hartmut Mai. „Wir sind überzeugt, dass sich Cyber-Versicherungen auch hierzulande zu einer eigenständigen Produktgattung in der Industrieversicherung entwickeln werden“, so der Manager. In Europa könnte der Markt für diese Versicherungsart nach AGCS-Berechnungen bis 2018 ein Prämienvolumen von 700 bis 900 Millionen Euro erreichen.

Zielgruppe Mittelstand und Industrie

Einen Monat, nachdem Allianz und Zurich ihre Neuheiten präsentierten, zog im August 2013 der Industrieversicherer HDI-Gerling ebenfalls nach. „In Kundengesprächen haben wir großes Interesse an einer Cyber-Versicherung festgestellt“, so Dr. Stefan Sigulla, HDI-Vorstandsmitglied. „Cyber+“ hat der Versicherer seinen Schutz benannt, der sich an Industrie-Unternehmen richtet.

Wie Sigulla erklärt, könnten sich mit der Police Unternehmen absichern, „die selbst Opfer von Computer-Kriminalität werden, als auch gegen Schäden, für die sie von Kunden oder Dritten haftbar gemacht werden“. 

Zu den versicherbaren Schäden beziehungsweise Kosten zählen zum Beispiel forensische Untersuchungen, die Krisenkommunikation, die Betriebsunterbrechung oder die Beschädigung, der Diebstahl oder die unerlaubte Veröffentlichung von Daten sowie die Datenwiederherstellung.

Bereits 2012 ist der Industrieversicherungsmakler und Risikoberater Marsh mit einer Cyber-Risk-Police vorgeprescht. Nach eigenen Angaben hat Marsh damit als erster Makler eine Police angeboten, die mit einem deutschen Bedingungswerk ausgestattet sei und die spezielle Rechtslage in Deutschland berücksichtigt habe. 

Während ein Großteil der Großunternehmen Versicherungen gegen Cyber-Risiken abgeschlossen haben, weist der Makler auch auf die Gefahren bei mittelständischen Unternehmen hin, bei denen der Verlust von Kunden- oder Mitarbeiterdaten schnell zu Millionenschäden führen könnten.

Deutlich gestiegenes Interesse an Cyber-Policen

Abgedeckt sind in der Marsh-Police beispielsweise Schäden durch Hackerangriffe, Viren, Trojaner bis hin zu versehentlich von Mitarbeitern verlorenen Datenbeständen, wie etwa einem auf dem Flughafen vergessenen Laptop mit sensiblen Daten. 

„Wer Personendaten verliert, ist laut Datenschutzgesetz verpflichtet, den Schaden genau zu untersuchen, die Betroffenen zu informieren und eventuell auch Strafzahlungen zu leisten“, erklärt Marc Heitmann, Branchenteamleiter Communications, Media & Technology bei Marsh. Dies könne bereits dann zu hohen Kosten führen, wenn weder dem Unternehmen selbst noch Dritten ein Schaden entstanden sei.

Schon seit 2004 übernimmt der Versicherer ACE European Group Limited, Direktion für Deutschland, Risiken von IT-Gefahren mit seinem Produkt „Data- Protect“. 2012 hat ACE die Police erneuert.

Johannes Behrends, Experte für Cyber-Versicherungen beim Mitbewerber Aon, sieht, wie er in einem Aufsatz für das Branchenmagazin „Versicherungswirtschaft“ ausführte, in den vergangenen Monaten ein deutlich gestiegenes Interesse der Unternehmen an Cyber-Versicherungen. „Dennoch reagieren deutsche Unternehmen bislang verhalten auf die neuen Gefahren“, beobachtet Behrends.

Doch mit jeder Meldung über einen Serverausfall, einen Hackerangriff oder eine verloren gegangene Festplatte sowie die hohen Schäden, die daraus entstehen, schärfe sich die öffentliche Wahrnehmung für die Bedrohung durch Cyber-Risiken, ergänzt Allianz-Manager Mai. Zudem wachse durch die digitalisierten Massenmedien der Druck auf Unternehmen. „Nachrichten verbreiten sich im Internet wie ein Lauffeuer – damit wird die Reaktionsgeschwindigkeit zum entscheidenden Faktor“, so Mai. (ucy)

Quelle: Dieser Artikel von mir erschien leicht verändert zuerst in der Printausgabe des Versicherungsmagazin, Ausgabe 02/2014. Bitte berücksichtigen Sie, dass der Inhalt den Sachstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wiedergibt. Vielen Dank.

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