Was sagen die Daten? Eine Herausforderung für Versicherer besteht heute darin, aus den Datenbergen gewinnbringende Erkenntnisse zu fördern. Nicht nur das Underwriting, also die Prüfung des Risikos und der Prozess der Tarifierung, ändert sich durch das Verknüpfen neuer Daten. Vielmehr öffnen sich neue Wege der Interaktion zwischen Versicherung und Kunde. Mit dem Thema „Big Data“ beschäftigte sich ein Symposium der Forschungsstelle aktuarielles Risikomanagement des Instituts für Versicherungswesen der TH Köln.
Ein runder Geburtstag: Vor 60 Jahren begann für die deutsche Versicherungswirtschaft das Zeitalter der elektronischen Datenverarbeitung. Am 20. Januar 1956 stellte die Allianz auf einer Pressekonferenz den Magnettrommelrechner IBM 650 vor.
Hierbei handelte es sich um den ersten bei einem Versicherungsunternehmen in Europa eingesetzten Großrechner. Es mutet wie ein Treppenwitz der Geschichte an, dass der erste weltweit funktionsfähige Digitalrechner zwar von dem Deutschen Konrad Zuse (1910-1995) erfunden, der Magnettrommelrechner IBM 650 aber eigens aus den USA nach München eingeflogen wurde.
Zwei Jahre später, im Jahre 1958, nutzten bereits zehn Versicherer in Europa Großrechner, darunter fünf in Deutschland. Nicht nur bei den Großrechnern, auch bei der Ausstattung von Bildschirmarbeitsplätzen nahm die deutsche Assekuranz eine Vorreiterrolle ein. Diesem Vorbild folgten andere Wirtschaftszweige und die öffentliche Verwaltung.
Kundenbeziehung auf Augenhöhe
Grund für diese Vorbildfunktion waren die großen Datenbestände, die geradezu das Herzstück eines jeden Versicherers bilden. Ob der Lobgesang eine Fortsetzung findet, steht dennoch auf einem anderen Blatt. Die spannendsten Seiten des vor sechzig Jahren begonnenen Kapitels Digitalisierung scheinen nämlich gerade erst begonnen zu haben.
Kundenbeziehung auf Augenhöhe
Grund für diese Vorbildfunktion waren die großen Datenbestände, die geradezu das Herzstück eines jeden Versicherers bilden. Ob der Lobgesang eine Fortsetzung findet, steht dennoch auf einem anderen Blatt. Die spannendsten Seiten des vor sechzig Jahren begonnenen Kapitels Digitalisierung scheinen nämlich gerade erst begonnen zu haben.
Die Branche sollte eine gesunde Balance bei der Nutzung von Big Data finden, appellierte Prof. Dr. Maria Heep-Altiner |
Mit Big Data könne das subjektive Risikoverhalten beeinflusst werden, Stichwort Pay-as-you-drive-Tarife. Und verringert werden könne die „asymmetrische Informationssituation“ zwischen Versicherer und Kunde.
Watson, bitte helfen...
Die Kehrseite von Big Data, so Heep-Altiner, könnte im Extremfall eine „absolute Individualisierung der Versicherungsprodukte die Folge sein“. „Die Branche sollte also im eigenen Interesse hier eine gesunde Balance finden, wenn sie Verwerfungen vermeiden will“, sagte Heep-Altiner.
Eine zentrale Herausforderung für Versicherer besteht denn heute darin, aus den Datenbergen gewinnbringende Erkenntnisse zu fördern. Tatsächlich müsse die Assekuranz nach anfänglichem Zögern die Nutzung von Big Data und den Einsatz von Advanced Analytics nun vorantreiben.
Big Data führt zu neuen Wegen der Interaktion, so Astrid Smolarz von IBM |
Potenziale in der PKV
Den Nutzen sieht Smolarz in der Fähigkeit der Maschine, aus der Fülle an Daten wichtige Informationen zusammenzuführen, Sachzusammenhänge herzustellen, Thesen zu bilden und diese als Ratschlag zu unterbreiten. Nicht nur das Underwriting, also die Prüfung des Risikos und der Prozess der Tarifierung, ändert sich durch das Verknüpfen neuer Daten.
Vielmehr öffnen sich neue Wege der Interaktion zwischen Versicherung und Kunde. Das zeigen zum Beispiel die immer bekannter werdenden Wearables in Form von Smartwatches oder Fitness-Trackern.
Weitere Fortschritte in der Datenbasis könnten dazu beitragen, Gesundheitsergebnisse zu verbessern in dem zum Beispiel bestimmte Erkrankungen ausgewählter Kunden durch Big Data vorhergesagt werden, führte Dr. Werner Goldmann, Leiter der Abteilung Aktuariat der Central Krankenversicherung, aus.
Telematik-Rabatt nicht gleich günstigster Tarif
In der Öffentlichkeit werde mit eher skeptischer Sichtweise besonders die Produktgestaltung und Preispolitik diskutiert, so Goldmann. Mit den heute schon verfügbaren Telematik-Tarifen ist die Kfz-Versicherung Vorreiter bei der Big Data-Nutzung.
Telematik-Rabatt nicht gleich günstigster Tarif
In der Öffentlichkeit werde mit eher skeptischer Sichtweise besonders die Produktgestaltung und Preispolitik diskutiert, so Goldmann. Mit den heute schon verfügbaren Telematik-Tarifen ist die Kfz-Versicherung Vorreiter bei der Big Data-Nutzung.
Statistische
Risikodifferenzierung scheint nicht
der alleinige Treiber für Telematik-Tarife
zu sein, sagte PwC-Manager Frank Schönfelder
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Zu diesem Ergebnis kam im Februar dieses Jahres eine Studie der Unternehmen Bitkom Research und KPMG, für die in einer repräsentativen Umfrage 706 Unternehmen ab 100 Mitarbeitern befragt wurden.
„Die von den Versicherern angegebenen möglichen maximalen Rabatte dominieren nicht durchgehend den Preisunterschied des Basistarifs zu anderen Wettbewerbern“, fasste Frank Schönfelder, PwC-Manager und Aktuar DAV zusammen. (ucy, Text und Bilder)
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