Montag, 12. März 2012

Mit dem Autoboom und der Reisewelle ab 1950 begann nach und nach der Durchbruch der Assistance in Deutschland. Als Marktbereiter wurde 1963 die Europ Assistance gegründet. Durch das Naturalleistungsprinzip unterschied sich der Assistance-Gedanke von Anfang an von der Schadenregulierung.


Wiewohl sich Englisch in weiten Teilen der Erde als Lingua franca etabliert hat, wird das Wort „Assistance“ französisch ausgesprochen. Als Terminus technicus erfuhr der Begriff eine internationale Integration als Entsprechung für Beistandsleistungen nicht nur in der Assekuranz. Automobilhersteller und Mobilitätsclubs bieten ebenfalls unter diesem Fachwort ihre Dienstleistungen an. In der landläufigen Bevölkerung scheint indessen der Begriff fremd zu erscheinen, wenn er nicht teilweise gänzlich unbekannt ist. „Assistance“ wird von Versicherungsnehmern oftmals mit „Schutzbrief“ oder „Service-Versicherung“ übersetzt. Dies mag an der Vermarktung der Produkte durch die Anbieter liegen. „Hilfe in Not“ liest sich in einer Werbebroschüre besonders als Überschrift wohl tatsächlich flüssiger als „Assistance-Leistungen“. Das Bedürfnis einer Hilfe in Not wuchs mit der fortschreitenden Mobilität der Deutschen immer stärker an. Mit dem Autoboom speziell ab den Fünfziger und Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ging die Reisewelle außerhalb der Grenzen der Bundesrepublik einher. Im Pannenfall oder bei einem Unfall geriet die Fremde schnell zu einem großen Problem – angefangen von Verständigungsschwierigkeiten in einer fremden Sprache über das Wissen um Hilfe bis hin zu landesspezifischen Sitten, Vorschriften und Gesetzen. Diese Marktlücke wurde durch die Assistance gefüllt. Die Gründung der ersten Assistance-Gesellschaft wird dabei auf die Person von Herrn Pierre Desnos (1917-2007) zurückgeführt. Er gründete im Jahre 1963 in Paris die „Europ Assistance“. Inspiriert wurde Herr Desnos hierbei von der Erfahrung eines Unfallgeschehens zweier Freunde in Spanien. Unterstützung beim Aufbau erhielt er vom Präsidenten der Versicherungsgesellschaft „La Concorde“, Herrn Andre Rosa (1905-1990). Hinter der Gesellschaft von „La Concorde“ stand die Versicherungsgesellschaft Generali. Bis heute ist die Europ Assistance Group mit Firmensitz in München eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Generali-Gruppe, genauer: der Assicurazioni General S.p.A. Von ihrer Gründung an unterschied sich die Assistance-Dienstleistung von der klassischen Schadenbearbeitung. Während die Schadenregulierung mit einer Kostenübernahme des versicherten Risikos verbunden ist, sehr oft nach der Schadenbehebung, greift der Assistance-Gedanke direkt in die Schadensituation ein. Der Versicherungsnehmer erhält hier in der Regel kein Geld für das Abschleppen, für den Krankenrücktransport usw. Er bekommt die Leistung an sich – verbunden mit der kompletten Organisation. Solcherart Hilfe wird mit dem Begriff „Naturalleistung“ beschrieben. (ucy)