Mit dem Autoboom und der Reisewelle ab 1950 begann nach und nach der Durchbruch der Assistance in Deutschland. Als Marktbereiter wurde 1963 die Europ Assistance gegründet. Durch das Naturalleistungsprinzip unterschied sich der Assistance-Gedanke von Anfang an von der Schadenregulierung.
Wiewohl sich Englisch in weiten Teilen der
Erde als Lingua franca etabliert hat, wird das Wort „Assistance“ französisch
ausgesprochen. Als Terminus technicus erfuhr der Begriff eine internationale
Integration als Entsprechung für Beistandsleistungen nicht nur in der
Assekuranz. Automobilhersteller und Mobilitätsclubs bieten ebenfalls unter
diesem Fachwort ihre Dienstleistungen an. In der landläufigen Bevölkerung
scheint indessen der Begriff fremd zu erscheinen, wenn er nicht teilweise gänzlich
unbekannt ist. „Assistance“ wird von Versicherungsnehmern oftmals mit „Schutzbrief“
oder „Service-Versicherung“ übersetzt. Dies mag an der Vermarktung der Produkte
durch die Anbieter liegen. „Hilfe in Not“ liest sich in einer Werbebroschüre besonders
als Überschrift wohl tatsächlich flüssiger als „Assistance-Leistungen“. Das
Bedürfnis einer Hilfe in Not wuchs mit der fortschreitenden Mobilität der
Deutschen immer stärker an. Mit dem Autoboom speziell ab den Fünfziger und
Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ging die Reisewelle außerhalb der Grenzen der Bundesrepublik
einher. Im Pannenfall oder bei einem Unfall geriet die Fremde schnell zu einem
großen Problem – angefangen von Verständigungsschwierigkeiten in einer fremden
Sprache über das Wissen um Hilfe bis hin zu landesspezifischen Sitten, Vorschriften
und Gesetzen. Diese Marktlücke wurde durch die Assistance gefüllt. Die Gründung
der ersten Assistance-Gesellschaft wird dabei auf die Person von Herrn Pierre Desnos (1917-2007) zurückgeführt. Er gründete im Jahre 1963 in Paris die „Europ Assistance“. Inspiriert wurde Herr Desnos hierbei von der Erfahrung eines
Unfallgeschehens zweier Freunde in Spanien. Unterstützung beim Aufbau erhielt
er vom Präsidenten der Versicherungsgesellschaft „La Concorde“, Herrn Andre
Rosa (1905-1990). Hinter der Gesellschaft von „La Concorde“ stand die
Versicherungsgesellschaft Generali. Bis heute ist die Europ Assistance Group
mit Firmensitz in München eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der
Generali-Gruppe, genauer: der Assicurazioni General S.p.A. Von ihrer Gründung
an unterschied sich die Assistance-Dienstleistung von der klassischen
Schadenbearbeitung. Während die Schadenregulierung mit einer Kostenübernahme
des versicherten Risikos verbunden ist, sehr oft nach der Schadenbehebung,
greift der Assistance-Gedanke direkt in die Schadensituation ein. Der
Versicherungsnehmer erhält hier in der Regel kein Geld für das Abschleppen, für
den Krankenrücktransport usw. Er bekommt die Leistung an sich – verbunden mit
der kompletten Organisation. Solcherart Hilfe wird mit dem Begriff
„Naturalleistung“ beschrieben. (ucy)