Donnerstag, 18. Oktober 2012

Internetkriminaität verursacht Schäden in Millionenhöhe


Tatort Internet: Deutschen Unternehmen entsteht alljährlich ein Schaden in Höhe von 4,8 Millionen Euro.


Der Diebstahl von Daten, der gezielte Angriff auf Webseiten, das Einnisten von Viren und Würmern: Die Liste der Straftaten im Internet ist nicht nur lang. Die Internetkriminalität verursacht auch Schäden in Millionenhöhe. In deutschen Großunternehmen summiert sich der finanzielle Schaden durch Cybercrime im Durchschnitt auf 4,8 Millionen Euro. 

Nur in den USA waren die Kosten im Tatort Internet mit 6,9 Millionen Euro noch höher. Auf Rang drei kommt Japan mit 3,9 Millionen Euro. Dies geht aus der dritten Studie "Cost of Cyber Crime" des amerikanischen IT-Unternehmens Hewlett-Packard (HP) hervor. 

Erfolgreiche Angriffe im Wochentakt

Im Auftrag von HP befragte das Ponemon Institute insgesamt 418 Fach- und Führungskräfte aus 43 deutschen Unternehmen und Behörden. Deutsche Unternehmen wurden in der Studie dabei zum ersten Mal berücksichtigt. Laut der Studie schaffen es die Täter pro Woche im Durchschnitt 1,1 Mal mit Erfolg ihre virtuellen Angriffe durchzuführen (USA 1,8 Mal pro Woche).

Während für Deutschland noch keine Vergleichswerte vorliegen, da hiesige Unternehmen erstmals in der Studie aufgenommen wurden, lässt sich für die USA eine Verdoppelung der Web-Angriffe feststellen. Damit stiegen auch die Kosten auf ca. 40 Prozent, die Datendiebe und Hacker verursacht haben.

Wenn Insider zu Tätern werden

Besorgniserregend: Die kriminelle Energie von "Insidern" sorgt für die höchsten Schäden, gefolgt von Sabotage, sogenannten Denial-of-Service-Attacken, sowie von Schadprogrammen (Malware). Diese drei Kriminalitätsformen machen in deutschen Unternehmen insgesamt 58 Prozent des Schadens aus.

Mit 51 Prozent ergibt sich ein Übergewicht der untersuchten Unternehmen aus der Finanzwirtschaft, den Behörden sowie der Dienstleistungs- und IT-Branche. In die Studie aufgenommen wurden Unternehmen und Behörden zwischen 1.044 und 95.419 PC-Arbeitsplätzen.

Die finanziellen Kosten, die HP ermittelt hat, entstehen in deutschen Unternehmen hauptsächlich durch Datenverluste (40 Prozent) und deren Folgen (28 Prozent). Weitere Kostenfaktoren entfallen der Studie zufolge auf die Prävention (33 Prozent) und die Entfernung des angerichteten Schadens (23 Prozent). 

Während die Beseitigung der von Insidern hervorgerufenen Schäden durchschnittlich 42 Tage in Anspruch nimmt, vergehen bei den restlichen „externen“ Schäden 22 Tage. In dieser Zeitspanne entstehen durchschnittliche Kosten in Höhe von 294.829 Euro, heisst es in der Studie.

Versicherungswirtschaft nimmt Sonderstellung ein

Da die Assekuranz mit ihren sensiblen Daten ein besonders beliebtes Ziel von Kriminellen im Netz ist, zwingt sie zum handeln. Die Bundesregierung hat im Rahmen ihrer Cyber-Sicherheitsstrategie die Finanz- und Versicherungswirtschaft als Branche mit einer „kritischenInfrastruktur“ klassifiziert.

Bei einem IT-Ausfall in der Assekuranz würden „nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen“ eintreten, so das Bundesinnenministerium.

Nicht nur deshalb nimmt die Versicherungswirtschaft eine Sonderstellung ein. Diese kommt ihr insbesondere deshalb zu, da sie mit der LKRZV Krisenreaktionszentrum für IT-Sicherheit der deutschen Versicherungswirtschaft GmbH als einzige Branche in Deutschland ihr eigenes „Cyber-Abwehrzentrum“ geschaffen hat.

Seine Arbeit hat die LKRZV GmbH im vergangenem Jahr aufgenommen. Geschäftsführer ist Dr. Axel Wehling, im GDV Mitglied der Hauptgeschäftsführung.

Innenminister Dr. Hans-Peter Friedrich lobte im Gespräch mit dem GDV die Arbeit der LKRZV GmbH als „vorbildhaft“. „Eine Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit mit Wirkungskraft in die Tiefe der Branche hinein ist genau das, was ich mir auch für andere Branchen vorstelle“, sagte Friedrich.

BKA sagt "wachsendes Problem" der IT-Kirminalität voraus

Auch das Bundeskriminalamt(BKA) stellte in seinem Ende vergangenen Monats vorgestellten "Cybercrime - Bundeslagebild 2011" eine zunehmend größere Gefahr der Online-Kriminalität fest. "Das Phänomen Cybercrime entwickelt sich weiterhin dynamisch", heisst es im Bericht. "Sicherheitsmaßnahmen werden sehr schnell durch geeignete Schadsoftware überwunden." 

Der Ausblick der Wiesbadener Sicherheitsbehörde deckt sich mit den Vergleichswerten der HP-Studie. So schreibt das BKA, dass "der Bereich Cybercrime auch in den kommenden Jahren ein weiter wachsendes Problem darstellen" werde, "welchem die Sicherheitsbehörden sowohl präventiv als auch repressiv weiterhin entschlossen entgegenwirken müssen."

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) informiert regelmäßig über aktuelle Gefahren im Netz. Es erklärt in einfacher Sprache über Möglichkeiten, sowohl Vorsorge zu treffen, als auch über Maßnahmen im Schadenfall.

Summary in English: The IT company Hewlett-Packard (HP) unveiled new research indicating that the cost and frequency of cybercrime have both continued to rise for the third straight year. (ucy)