Freitag, 12. Juli 2013

Markt für PKV-Aufnahmegarantie weiter in Bewegung

Auch der Deutscher Ring bietet eine Aufnahmegarantie in die PKV für Angestellte mit Vorerkrankungen an. Eine Reihe weiterer Versicherer prüft gleichfalls die Einführung solcher Tarife. Während die Allianz eine andere Strategie verfolgt, hätte die Debeka nichts dagegen, wenn gar der Gesetzgeber eine Öffnung für Angestellte für alle Unternehmen vorschreiben würde.



Dieser Beitrag wurde in der Printausgabe von AssCompact - Fachmagazin für Risiko- und Kapitalmanagement, Ausgabe 07/2013, veröffentlicht. Für die freundliche Genehmigung der Publikation auf meiner Blogseite danke ich den Verlag und Herausgeber, der bbg Betriebsberatungs GmbH. Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Der Markt für eine Aufnahmegarantie für Angestellte in die private Krankenversicherung (PKV) entwickelt sich weiterhin sehr dynamisch. Dutzende Anbieter prüfen die Einführung von Tarifen, in der Angestellten auch mit Vorerkrankungen eine Aufnahmegarantie in die PKV gewährt wird. Bislang haben vier Anbieter solche Tarife eingeführt: Die Debeka, Signal Iduna, HUK-Coburg sowie die Pax-Familienfürsorge Krankenversicherung AG im Raum der Kirchen.

Noch nicht bekannt war, dass auch das Tochterunternehmen der Signal-Iduna, die PKV Deutscher Ring, eine Aufnahmegarantie offeriert. Thomas Lochen vom Produktmarketing Krankenversicherung der Signal Iduna Gruppe bestätigte eine Tariföffnung für Arbeiter und Angestellte beim Deutscher Ring Krankenversicherungsverein a.G. „Die Aufnahmegarantie ist für Signal Kranken und Deutscher Ring zunächst für zwei Jahre befristet“, sagte Lochen.

Anbieter in den Startlöchern

Vorreiter in Sachen Aufnahmegarantie für Angestellte war mit ca. 2,3 Millionen Vollversicherten Marktführer Debeka. „Wir haben seit 25 Jahren Erfahrung mit der Öffnungsaktion für Beamte“, sagt Dorothee Hoffmeier von der Debeka. Rund zehntausend Beamte und ihre Angehörigen, die früher keinen Versicherungsschutz in der PKV gefunden hätten, hätten sich dadurch versichern können. 


„Und unsere Tarife sind wettbewerbsfähig geblieben“, argumentiert Hoffmeier. Wichtig sei, den Mehraufwand für die höheren Risiken so zu finanzieren, dass der Bestand der betroffenen Tarife nicht belastet werde.

Das Vorpreschen der Debeka und der restlichen vier Anbieter in einen neuen Marktbereich wird bei den Mitbewerbern mit einer Mischung aus Neugierde, Spannung und Lob beobachtet. „Wir halten die von der Debeka getroffene Entscheidung für eine Aufnahmegarantie für ein richtiges Signal“, heißt es beispielsweise von der R+V

Die R+V prüfe „die weitere Vorgehensweise in unserem Haus“. Auch die DKV Deutsche Krankenversicherung AG unterstütze grundsätzlich Öffnungsaktionen. Sie sei an „weitergehenden, im Idealfall, marktweiten Öffnungsaktionen interessiert“, teilt Sprecherin Dr. Monika Stobrawe mit.

„Interessen des Bestandes im Auge behalten“  

Zwar würde auch die Axa „gern weitere Kunden in das nachhaltig ausgerichtete System der PKV führen“. Entscheidend sei jedoch, jegliche Form einer Ungleichbehandlung mit Bestandskunden zu vermeiden. 

Die Süddeutsche Krankenversicherung a.G. (SDK) weist ebenfalls auf die Kalkulation von Prämien und Risikoprüfung hin, die im Einklang stehen müssten, um die Interessen der Bestandsversicherten im Auge zu behalten. Die Inter Versicherungsgruppe findet es noch zu früh für eine abschließende Beurteilung. Prinzipiell halte die Inter eine Aufnahmegarantie in die private Vollversicherung für wünschenswert.

Zu den weiteren Anbietern, die in ihrem Hause ebenfalls die Einführung einer Aufnahmegarantie prüfen, gehört auch die Barmenia. Wiewohl der Zeitpunkt für einen solchen Tarif noch nicht feststehe, prüfe man „in Abstimmung mit dem Treuhänder die erleichterte Aufnahme von Angestellten“. 

Und die Nürnberger betrachtet aktuell die Auswirkungen eines Kontrahierungszwangs auf den Bestand. Die Hallesche wiederum mache den Zeitpunkt der Einführung davon abhängig, ob und in welcher Anzahl namhafte Maklerversicherer eine Aufnahmegarantie geben.

Unterschiedliche Strategische Ausrichtung  

Auf einen anderen Schwerpunkt setzt der Münchener Verein, der sein Geschäftsfeld im PKV-Zusatzgeschäft sowie in der Pflegezusatzversicherung sieht. Mit ihren AktiMed-Tarifen verfolgt die Allianz ebenfalls eine andere Strategie. 

Denn eine Öffnungsklausel für bestimmte Angestellte würde eine Bevorzugung dieser Gruppe gegenüber den sonstigen Angestellten bedeuten. Der Branchenriese setzt weiterhin auf die individuelle Risikokalkulation. Auf diese Weise bezahle jeder Kunde risikoadäquate Prämien, das Versichertenkollektiv werde insgesamt entlastet.

Indessen denkt die Debeka die Garantie für Angestellte weiter. „Wenn wir genügend Nachahmer finden, könnte man sich Ähnliches auch für Selbstständige vorstellen“. 

Die Debeka betrachte die Aufnahmegarantie für Angestellte nicht als „Aktion“. Deshalb habe man die entsprechenden Tarife auch nicht befristet. Ja, der Koblenzer Versicherer geht noch einen Schritt weiter. Er hätte auch nichts dagegen, wenn der Gesetzgeber eine solche Öffnung für alle Unternehmen vorschreiben würde, sagt Sprecherin Hoffmeier. (ucy)