Dienstag, 8. Oktober 2013

Pro PKV-Neuvertrag im Durchschnitt 6294 Euro Provision

Für einen PKV-Abschluss haben die Versicherer 2012 durchschnittlich 6294 Euro an Vermittler gezahlt. Diese Zahl wird in einer Kleinen Anfrage der SPD-Fraktion genannt. Mit diesem Betrag kann ein GKV-Versicherter im Schnitt rund zweieinhalb Jahre lang versorgt werden.


Für einen Neukunden in der Privaten Krankenversicherung (PKV) zahlten die Versicherer 2012 im Durchschnitt 6.294 Euro an Vermittler aus. Diese Zahl geht aus einer Kleinen Anfrage der SPD vom 10.09.2013 hervor. Sie wurde also noch vor der Bundestagswahl aufgegeben. 


In der Anfrage bezieht sich die SPD auf Aussagen von Gesundheitsminister Daniel Bahr in Zeitungsinterviews, wonach „alle Menschen selbst entscheiden können, wie und wo sie sich versichern wollen“. Diese „ministerielle Vision“, so die SPD, laufe letztlich darauf hinaus, dass die Versicherungspflichtgrenze abgeschafft werde. Diese Idee habe Bahr Kritik von vielen Seiten sowie Hohn und Spott vom Koalitionspartner CDU eingebracht. 





Warum war eine Deckelung in der PKV nötig? 

Außerdem erwähnen die SPD-Politiker in ihrer Anfrage das Ergebnis einer Prüfung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Demnach hätten 17 Unternehmen der PKV für ihre Kapitaleinlagen auf den Kapitalmärkten geringere Zinsen als den aktuellen Rechnungszinssatz für die Alterungsrückstellungen erhalten. Da in diesem Fall die dauerhafte Leistungsfähigkeit der betroffenen Versicherungen nicht gewährleistet sei, müssten diese Unternehmen ihre Prämien erneut erhöhen. Nach Ansicht der SPD-Fraktion werden weitere Versicherer folgen, weil nicht absehbar sei, wann die Zinsen wieder ansteigen werden.

Insgesamt umfasst die Anfrage 19 Fragen. So will der nun mögliche Koalitionspartner SPD von der Bundesregierung wissen, warum es nötig war, die Provisionen der Vermittler von PKV-Policen gesetzlich zu begrenzen. Warum konnte dies dem freien Wettbewerb nicht überlassen bleiben? 


Und wie beurteilt die Bundesregierung vor diesem Hintergrund die Tatsache, dass die PKV im Jahr 2012 für 413.100 Versichertenneuzugänge die Summe von 2,6 Milliarden Euro für den Abschluss der Neuverträge ausgegeben habe? Wie lange könnte mit dem durchschnittlichen Betrag von 6.294 Euro je PKV-Neuversicherten die medizinische Versorgung eines durchschnittlichen GKV-Versicherten bezahlt werden?

Begrenzung nach „drastischer“ Steigerung

Die Antwort: Für diese Summe kann ein gesetzlich Versicherter im Durchschnitt rund zweieinhalb Jahre lang versorgt werden. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung hervor, aus dem die „Rheinische Post“ in ihrer vergangenen Mittwochausgabe zitiert hat. Die Bundesregierung habe bereits Ende 2011 die Provisionen, die in der PKV an Vermittler gezahlt werden dürfen, gesetzlich begrenzt, nachdem sie in den Jahren davor "drastisch" gestiegen seien, heißt es in der Antwort, die der Zeitung vorliegt.

Zuletzt ist um die Höhe der Provision für die Lebensversicherung eine Debatte entbrannt, deren Abschluss noch nicht eingeläutet ist. Bei der Diskussion um eine mögliche Begrenzung der Provisionen handele es sich um einen verbandsinternen Diskussionsprozess. Dieser befasse sich aus Anlass des anhaltenden Niedrigzinsumfelds und der Kritik von Verbraucherschutz und Politik mit der Höhe der Kosten von kapitalbildenden Altersvorsorgeprodukten, teilte der Branchenverband GDV mit. Die Meinungsbildung diene der Vorbereitung einer Verbandspositionierung in einer möglichen politischen Debatte über dieses Thema.


„Politik hat Provision auf ihrer Agenda“
  
„Keine Denkverbote“, sondern eine offene Debatte über die Höhe von Vertriebskosten in der Leben-Sparte forderte GDV-Präsident Alexander Erdland in einem Interview. Die Kosten für Altersvorsorgeprodukte stünden mehr denn je im Fokus der Politiker, Kunden und Verbraucherschützer. 

„Deshalb darf es bei uns keine Denkverbote geben – auch nicht in solch zentralen Punkten wie den Vertriebskosten“, so Erdland. Am Provisionsmodell an sich wolle der Verband allerdings nicht rütteln. Erdland: „Wir sind von der Stärke des Provisionsvertriebs überzeugt“.

Der GDV-Präsident wies zugleich den Vorwurf zurück, der Vorstoß diene nur dazu, einer zu strengen Regulierung zuvorzukommen. Stattdessen gehe es darum, als Branche eine gemeinsame Position zu finden für den kommenden Dialog mit der Politik, die das Thema Provisionen längst auf die Tagesordnung gesetzt habe und in verschiedenen Initiativen anginge. (ucy)